Ein mutiger Gewaltakt |
Theater Nikola wagte sich an die Bühnenfassung von "Der Name der Rose" |
Claus J. Frankl hat es sich zur Aufgabe gemacht, Bühnenfassungen verfilmter Romanerfolge zu fertigen. Dabei scheut er kein Risiko. So kam etwa Frankls' Bearbeitung von Robert Schneiders , „Schlafes Bruder" 2001 zur Uraufführung, trotzdem Joseph Vilsmaier den Stoff bereits sechs Jahre zuvor mit einem filmischen Desaster erledigt hatte. Nicht minder gewagt; erscheint die Dramatisierung ,von Umberto Ecos ,,Der Name der Rose". Uli Karg |
Wenn Wissen mordet |
Nikolaner spielen Umberto Ecos "Der Name der Rose" im Pfarrsaal St. Nikola |
Ein berühmter Roman, ein noch berühmterer Film als Schauspiel auf einer Laienbühne? Die Nikolaner können das. Umberto Ecos "Der Name der Rose" beeindruckt in der Inszenierung der Theatergruppe Nikola in jeder Beziehung und beweist, dass Theater spannender als ein Film sein kann.
Es bedarf nicht der technisch perfekten Filmbilder, um jene Spannung hervorzurufen, die ein Abtauchen in eine Problematik erlaubt, die selbst die etwas langatmige Theaterversion Claus J. Frankls zum kurzweiligen Krimi werden lässt. Unter der Regie von Thomas Ecker wird die rigide Welt des Mittelalters lebendig und authentisch in Szene gesetzt. Michaela Schabel |
Rätselhafte Tode im Kolster |
Glänzende Premiere von Umberto Ecos "Der Name der Rose" im Theater Nikola |
Wir schreiben das Jahr 1327. Gesandte des Kaisers und des Papstes sind auf dem Weg zu einer abgelegenen Abtei im Apennin, um ein Treffen zwischen Abgesandten des Papstes und der ketzerischen Minoriten zu arrangieren. Dem Franziskanermönch und früheren Inquisitor William von Baskerville und seinem Adlatus Adson von Melk wird diese delikate Sache anvertraut. Die beiden kommen auch keinen Tag zu früh in die Benediktinerabtei, ereignen sich doch rätselhafte Todesfälle, die irgendwie in Zusammenhang mit dem verschollen geglaubten zweiten Teil von Aristoteles’ Poetik in Verbindung zu stehen scheinen... Ein Kloster-Krimi? Auch, aber nicht nur. Der Weltbestseller „Der Name der Rose“ von Umberto Eco ist auch ein theologisch-philosophischer Diskurs. Heute, in Zeiten blutgetränkter Passions-Lust, noch mehr als in seinem Entstehungsjahr 1980. Basierend auf der erfolgreichen Film-Adaption von Jean-Jacques Annaud – immerhin mit so glänzenden Schauspielern wie Sean Connery, Christian Slater, Helmut Qualtinger, Ron Perlman und Feodor Chaliapin Jr. besetzt – schuf Claus J. Frankl das gleichnamige Bühnenstück, das am Samstag erstmals im Theater Nikola gezeigt wurde. Warum nur tut sich ein Laientheater einen solchen Stoff an? Der Rotstift ist angesichts der Materialfülle dringend abgebracht. Und trotz allen Kürzungs-Eifers von Regisseur Thomas Ecker mussten gut zweieinviertel Stunden dichten, textreichen Stoffes in eine ansehnliche und verdauliche Form gebracht werden. Weitere Bürde: 17 Rollen müssen mit männlichen Darstellern besetzt werden. Schon ein professionelles Schauspielhaus vermag das nicht in gleichbleibend hoher Qualität. Und dann noch die Film-Adaption, die immer wieder vor dem geistigen Auge des Zuschauers erscheint. Seine Grenzen ausloten ist das eine, aber sich sehenden Auges ins programmierte Scheitern stürzen? Das Theater Nikola muss verrückt sein, denkt man noch, als das Spiel beginnt. Doch siehe da: Es funktioniert! Es funktioniert natürlich auch Dank des begabten und engagierten Ensembles, auch Dank Reinhart und Matthias Hoffmann, Vater wie Sohn begnadete Schauspieler, die als William und Adson schon fast dem Duo Connery und Slater ebenbürtig sind. Auch Dank Reiner Weiher als der blinde Jorge von Burgos und „Salvatore“ Rudolf Karl und „Remigius“ Josef Reindl. Vor allem funktioniert es aber Dank des Theaterinstinkts von Regisseur Thomas Ecker. Der nämlich weiß das Talent seines Ensembles richtig einzusetzen und die Schwächen gekonnt zu kaschieren. Keine unnötigen Manierismen, die mangelndes Talent nur zu häufig hervorbringt, sondern präzises, ja manchmal nachgerade minimalistisches Spiel nötigt er seinen Darstellern ab. Und so überzeugt auch die Liebesszene, die schnell zur unfreiwillig komischen Peinlichkeit geraten kann. Das Theater Nikola wächst mit „Der Name der Rose“ auch optisch über sich selbst hinaus: Der von einem Kruzifix dominierte Bühnenraum, ohnehin zweigeschossig arrangiert, wird gesprengt, ein um den Zuschauerraum laufender Steg musste her, der zwar ins Spiel eingebunden ist, aber – das Publikum dankt’s – nicht überstrapaziert wird. Und was lernt der Premierengast im Pfarrheim St. Nikola? Die Gefahr des Scheiterns ist groß, und gelegentlich taumelt das Ensemble über dem Abgrund. Doch nur wer die Tiefen sucht, kann über sich selbst hinauswachsen und den Gipfel erklimmen. So wie das Theater Nikola mit „Der Name der Rose“ Stefan Becker |