Theater Nikola Landshut e.V.

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Straubinger Totentanz

LZ vom 11. April 2005
Am Ende bleibt eine merkwürdige Wehmut: Matthias Pöschls "Straubinger Totentanz" hinterließ bei der Premiere im Theater Nikola das Gefühl, als könne der "Boandlkramer" gleich irgendwo auftauchen. Draußen auf dem Pfarrhof vielleicht, wo er sich naturgemäß aufhalten müsste, oder auf dem nasskalten Heimweg.Wer Amateurtheater gleichsetzt mit Schenkelklopferstücken war in Nikola noch nie an der richtigen Adresse. Der "Totentanz" lebt von Bildern; also auch vom Bühnenbild, und das wurde von Bernhard Kühlewein so schnörkelig-bunt und lebensfroh gestaltet, dass es das morbide Geschehen aufs Schönste konterkariert.
"Das Einfachste ist nicht immer das Beste, aber das Beste ist immer einfach", schrieb Oscar Wilde. In genau diesem Sinn belässt es das Theater Nikola bei schlichten Ausdrucksmitteln: Wie die bayerische Volksfrömmigkeit in ihrer ganzen Herzenseinfalt in Hiterglasbildern zum Ausdruck kommt, so ist es das Holzschnittartige in den Charakteren dieses Episodenstückes, das anrührt. Der Pfarrer, der zwar die ewige Seeligkeit predigt, aber sich damit noch ein wenig Zeit lassen will; der Totengräber, der nicht glaubt, dass er gerade sein eigenes Grab aushebt; der Wucherer, der den Tod bestechen will; der Bettler, der mit dem abgezehrten Knochenkrämer selbst Mitleid hat; der Arzt, der meint, nur er könne über Leben und Sterben entscheiden - sie alle versuchen, mit Gevatter Tod zu schachern, dass er sie noch auslässt: Bis auf eine junge, kranke Klosterfrau, die sich so aufs Sterben freut, dass der Tod selbst an seinem Auftrag zweifelt. Dieser wird in den sechs Episoden jeweils von einem anderen Darsteller gespielt und verkörpert jeweils auch einen unterschiedlichen Typ. Allerdings spricht er immer in Mundart. Matthias Pöschl hat den Empfindungsreichtum der bayerischen Sprache in seinen eindringlichen Versen eingefangen. Die Darsteller wissen damit unverstellt umzügehen: Im Volkstheater aus der Seele des Volkes, das sich in die archaische Angst vom dem Sterben hineinversetzen kann.
Rita Neumajer

 

Wochenblatt LA Xtra vom 13. April 2005

Es war einer der größten Erfolge in 30 Jahren Theater  Nikola: Der Straubinger Totentanz  von Matthias Pöschl bescherte der Laienbühne Mitte der 80er Jahre  Gastspiele  in Straubing, München und Freising. Jetzt kehren die wohl gesetzten bayerischen Verse rund ums Sterben wieder zurück in neuem Gewand.
Der szenische Straubinger Tatentanz  erzählt die Geschichte vom Sterben in sechs Variationen und zeigt - vom Wucherer bis zum Totengräber - wie schwer es den Menschen fällt, vom Leben loszulassen. Auch wenn, wie im Falle des Ptarrers, jenseitige Erlösung oder, bei der Bettlerin, ein besseres Dasein auf den Sterbenden wartet.
Zärtlich ist der Tod mal, manchmal  kameradschaftlich wie beim Totengräber, mal hart und unnachgiebig wie beim Wucherer. Ob Arzt oder Pfarrer, jeder versucht um sein Leben zu feilschen. Allein: Es hilft nichts. Wenn die Zeft gekommen ist, gibt's keinen Aufschub mehr. Das muss auch der Tod selbst erfahren, als er eine junge kranke Klosterfrau holen muss. Viel lieber würde er eine alte, zänkische Nonne mitnehmen. Doch deren Zeit ist noch nicht reif. Und während er selbst noch nach einem Weg sucht, die junge Frau zu verschonen, ist sie bereits auf dem Weg ins Jenseits...
Bei aller bairischen Deftigkeit: Der "Straubinger Totentanz" ist ein  nachdenkliches  Stück Volksschauspiel. Mag der Tod sich als noch so gnädig erweisen  das Gefühl bleibt, dass den Sterbenden etwas genommen wurde.
Immerhin gewährt Regisseur Benno Herrmann jeder der sechs Figuren einen eigenen Tod. Sei es eine spiegelbildilche Figur, sei es ein Gegensatz oder - bei der Klosterfrau - ein Bräutigam à la Joe Black. Behutsam auch holt er Figuren wie den Wucherer in Gestalt eines Profisportlers in die Gegenwart und zeigt so die Allgültigkeit der Pöschl'schen Verse auf.
Das Ensemble, sichtllch gewillt, dem Regisseur einen würdigen Abschied zu bereiten, spielt mit Intensität und Leidenschaft - leider gelegentlich auch über das Ziel hinaus und zu tief aus dem (melodramatischen  Repertoire  schöpfend.  Dennoch zeigt das Theater Nikola wieder eine hochkarätige Ensembleleistung.
Einzig die Umbaupausen trüben den Totentanz-Genuss, auch wenn man dafür mit ansprechend-pfiffigen Bühnenbildern von Bernhard Kühlewein belohnt wird. Weniger die Dauer der Pausen stört die Ätmosphäre, vielmehr die höchst diesseilige  Geräuschkullsse ist's, die den Zuschauer abrupt ins Diesseits zurückholt. Hier muss sich das Theater Nikola fragen lassen, ob es nicht bei aller Liebe zum großen Theater die Grenzen des technisch Machbaren in einem Pfarrheim überschritten hat.
Vielleicht bekommt man dieses Problem aber noch bis zur nächsten Aufführung am 22. April in Griff. Zu wünschen wär's dem Theater Nikola und dem lehrreichen Totentanz.
 
Stefan Becker