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Das Haus des Richters

Landshuter Zeitung vom 23. Oktober 2007

Thriller im Pfarrsaal

Deutschsprachige Erstaufführung eines Gruseldramas im Theater Nikola

Grusel, Grusel, und noch mal Grusel: Das war die Quintessenz am Samstagabend im Pfarrsaal St. Nikola, wo das Theater Nikola sein neuestes Bühnenstück präsentierte. "Das Haus des Richters" ist die Bühnenadaption einer Erzählung Bram Stokers, dem Schöpfer von "Dracula".
Die "German Angst" geht als Begriff einheimischer Furchtsamkeit um die Welt. Aber die hat ja auch mit Existenzsorgen zu tun, an denen einer mehr oder weniger knabbert. Insofern mag es als Widerspruch erscheinen, dass Angst hierzulande gleichzeitig ein Publikumsrenner ist.
Shakespeare nannte dieses Phänomen "A faint cold fear thrills through my veins" (Kalt rieselt matter Schauer durch meine Adern). Am liebsten werden solche Gruselportionen per Buch oder Film eingenommen. Momentan kann man aber auch ins Theater Nikola gehen und sich die neueste Produktion anschauen.
Der Autor der zugrunde liegenden Erzählung "Das Haus des Richters", Bram Stoker, ist der Schöpfer von "Dracula". Dieser Klassiker des viktorianischen Zeitalters ist allerdings so berühmt, dass der Name des irischen Schriftstellers, Jahrgang 1847, darüber in Vergessenheit geriet. John Goodman, zeitgenössischer Schauspieler und Autor, hat die Erzählung für die Bühne adaptiert und dem Theater Nikola das Recht zur deutschsprachigen Übersetzung sowie Aufführung übertragen. Damit hat sich für den Regisseur dieser Herbstproduktion, Thomas Ecker, ein Jugendtraum erfüllt. Als Elfjähriger ließ er sich bei einem nächtlichen Lagerfeuer zum ersten Mal von der Geschichte erschrecken und wollte seither seine Mitmenschen gerne an diesen Schauern teilhaben lassen.
Schon der Plot verspricht einen hohen Gruselfaktor: Der Zuschauer befindet sich im England des ausgehenden 19. Jahrhunderts, wo Werwölfe, Schloss- und andere Geister noch die Insel bevölkerten. Der Alt-Student Malcolm Malcolmson (Thomas Ecker) nimmt vor seinem Examen Quartier in einem abgelegenen Gasthof. Trotz aller Warnungen seiner Wirtin Mrs. Witham (Angela Jackermeier) mietet er sich just in dem Haus ein, um welches sich, wie könnte es anders sein, unheimliche Gerüchte ranken. Der Ex-Besitzer des Anwesens war nämlich ein besonders grausamer Richter, der das Strangulierseil einsetzte wie andere Strafzettel. Selbstverständlich nimmt der Student die Warnungen nicht ernst.
Die Thriller-Atmosphäre ist schönschaurig in Szene gesetzt durch ein düsteres Bühnenbild und entsprechende Musik. Darstellerisch wird das Stück von Angela Jackermeier und Thomas Ecker mit viel Spielfreude und Lust an der Variation getragen. Das Publikum bedankte sich für 90 Minuten Nonstop-Unterhaltung mit anhaltendem Applaus. Anscheinend ist so ein Gruselspiel eine wohlige Abwechslung zur alltäglichen " German Angst".

Hanne Wendleder

 


Landshut Aktuell vom 24. Oktober 2007

 

Thrillerspannung in Nikola

Das Theater entführt ab Samstag in das unheimliche "Haus des Richters"

Kriminalstücke und Thriller haben im Theater Nikola eine langjährige Tradition, die mit der aktuellen Inszenierung von John Goodrums Thriller "Das Haus des Richters", der nach der gleichnamigen schaurigen Erzählung des "Dracula"-Autors Bram Stoker entstand, in diesem Herbst fortgesetzt wird.
Goodrum - ein in England renommierter Spezialist für Bühnenfassungen von literarischen Schwergewichten, hielt sich bei "Das Haus des Richters" ganz genau an das Handlungsgerüst und die Details von Bram Stokers Erzählung, nicht ohne seiner Bühnenfassung eine individuelle Note zu geben.
Zum Inhalt: England, gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Um sich ungestört auf sein Examen vorbereiten zu können, zieht sich der Mathematik-Student Malcolm Malcolmson in das abgelegene Dörfchen Benchurch zurück. Er mietet dort ein altes, verlassenes Gebäude, das Haus des Richters, an. Die Gastwirtin Mrs. Witham versucht alles, den Studenten von seinem Entschluss abzubringen. Denn in dem Haus wohnte einst ein besonders grausamer Richter, der viele Menschen zum Tode verurteilte. Malcolmson lässt sich nicht beirren, muss aber schon bald feststellen, dass er im Haus des Richters nicht allein ist...
Regie bei "Das Haus des Richters" führt Thomas Ecker, der im Theater Nikola unter anderem "Der Name der Rose", "Hinterkaifeck", "Das Tagebuch der Anne Frank", "Der Untergang des Hauses Usher", "Julius Caesar" und zuletzt den Mystery-Thriller "Die sündigen Engel" inszeniert hat. Ecker hat auch den Part des Studenten Malcolm Malcolmson übernommen, die Gastwirtin Mrs. Witham spielt Angela Jackermeier.
Premiere feiert der Thriller am Samstag, den 20. Oktober um 20 Uhr im Pfarrzentrum St. Nikola in Landshut, weitere Aufführungen finden am 26. und 27. Oktober sowie 2., 10., 11., 16. und 17. November jeweils um 20 Uhr statt. Karten gibt es in der Hochneder'schen Buchhandlung, Rosengasse, und unter der Ticket-Hotline 54278.

Landshut Aktuell vom 14. Novemberr 2007

Ein Theater zum Gruseln

Theater Nikola bringt eine spannende Gruselgeschichte auf die Bühne

Ein Schuss, ein Aufschrei, nicht nur auf der Bühne, auch im Publikum. Das Theater Nikola in Landshut weiß, wie Gruselgeschichten funktionieren. Mit der Inszenierung „das Haus des Richters", nach der Erzählung der bekannten Dracula-Autoren Bram Stoker, hat sich Thomas Ecker einen persönlichen Lebenstraum erfüllt: Ein gelungener Traum.
Die über Internet gefundene dramatisierte Form von John Goodrum ist zwar anfangs etwas langatmig, trotzdem macht Thomas Ecker daraus einen spannenden Theaterabend. Sein Regiekonzept orientiert sich an filmischen Mitteln ä la Hitchcock. Durch eine geheimnisvolle Bühne (Harald Wiesner, Hans Salisco, Anton Seeanner), Licht-und Schatteneffekte (Richard Marx, Hans Kaltenbacher), atmosphärische Hintergrundmusik, wirkungsvolle Kostüme (Monika Barstorfer, Angela Jackermeier) und unheilprophezeiende Leitmotivik zieht das Stück, vor allem seine schauspielerische und bühnentechnische Umsetzung immer mehr in seinen Bann.
Mit einer gigantischen Rauchwolke öffnet sich der Theatervorhang. Das herrschaftliche Kaminzimmer hat den Charme einer Draculaburg. Dunkle Beschwernis breitet sich aus. Allein der erheilende Lichtspot lässt aufatmen, blendet hinüber zum einfachen Dorfgasthof, wo Angela Jackermeier nicht nur als hübsche Mrs. Witham, eine nicht ganz so sittsame Wirtsfrau mit Schauspielambitionen, alle Augen auf sich zieht, sondern auch als gutmütige Hauswirtschafterin, überkandidelte Theaterfreundin und Erzählerin drei weitere Rollen übernimmt. Sie treibt die Geschichte spannend und amüsant voran, schlüpft nahtlos von einer Rolle in die andere. Ein bravouröses und überaus professionelles Jonglieren von Rollen, Emotionen und Stimmlagen auf ein bloßes Fingerschnalzen hin. Dem Haus des Richters, das sie als Mrs. Witham das Haus als Ort des Schreckens schwarz malt, nimmt sie als alte Haushälterin durch logische Erklärungen allen Wind aus den Segeln.
Ja, „Gespenster", die die nächtliche Unruhe stören, „sind Ratten", aber der junge Student Malcolmson wird eines Besseren belehrt. Thomas Ecker spielt ihn mit englischer Noblesse, messerscharfer Logik. Und doch! Während die Flamme herunterbrennt, werden die Geräusche zu Phänomenen, nur für den Mathematikus sichtbar und trotzdem von beklemmender Gegenwärtigkeit. Kerzenständerfallen, das Glockenseil, einst Galgenstrick, schwingt genau hinter dem Ohrensessel des verstorbenen grausamen Richters, dessen Blick auf dem Ölporträt den ganzen Raum im Visier hat.
Wunderbar gruselig outet Thomas Ecker inneres Erleben im äußeren Geschehen. Mit jeder Nacht steigt sein Wahn, angeheizt von Mrs. Witham Anspielungen. Das Unheil nimmt seinen Fortgang - wird natürlich an dieser Stelle nicht verraten. Nur soviel - der Nervenkitzel funktioniert. Kalte Schauer laufen über den Rücken angesichts der perfekt inszenierten und gespielten Bühnenillusion. Eine reife Leistung für das Theater Nikola, das einmal mehr zeigt, auf welch hohem Niveau hier Unterhaltung funktioniert.
Weitere Termine am 16. und 17. November ab 20 Uhr im Pfarrsaal St. Nikola.


Michaela Schabel

 


Wochenblatt vom 24. Oktober 2007

 

Ich suche nach dem Tabubruch

Der Gastkritiker: Sven Grunert über die Premiere "Das Haus des Richters" im Theater Nikola

Oh Grauen, oh Dunkel, oh Krimi... heute habe ich eine Premiere. Eine Premiere der ganz besonderen Art. Normalerweise erlebe ich sie als Regisseur. Die Rolle ist mir vertraut. Heute schlüpfe ich in die Rolle des Kritikers. Michael Stolzenberg, Redaktionsleiter des Landshuter Wochenblatts, sieht darin eine charmante Idee. Ein Kritiker ist für mich normalerweise eine Größe, die mich bewertet, auslotet, bemisst. Was sind des Kritikers Messinstrumente und wie legt er sie an? Was bedeutet sein Wissen, seine Erfahrung, sein Können, seine Kunst? Wo liegt jetzt mein Maßstab?
Ich fühle mich verloren. Ich mische mich unter das Publikum. Die ersten "Hallos", und die ersten bekannten Gesichter entdecke ich im Foyer des Pfarrzentrums der Nikolakirche. "Aahh, Herr Grunert, demnächst in Ihrem Theater!" Ich schlucke. Keiner weiß, dass ich heute durchaus eine Premiere habe. Ich lasse mir nichts anmerken. Keiner soll wissen, dass ich heute Premiere habe in der Zunft des Schreibens. Applaus erwarte ich heute Abend keinen.
Ich begebe mich in den Theatersaal, Reihe 5, und setze mich auf meinen Tatort. Theater Nikola, Premiere von "Das Haus des Richters" nach der Erzählung von Bram Stoker in der Regie von Thomas Ecker. Gegeben wird ein mir persönlich eher fremdes Genre, ein Thriller. Ein Totenkopf ist auf dem Vorhang gemalt, aus seinen Augen blitzt es mir entgegen, der Augenblick des Schreckens bahnt sich an. Das Genre ist normalerweise bekannt, aber doch so schwer auf die Bühne zu wuchten.
Dunkel. Die ersten Reaktionen des Schauderns im Publikum vernehme ich vergnüglich. Wir hören Wind, Glocken... Grusel im Raum. Ein Vermummter in schwerer Kuttentracht schreitet vor der Rampe vorbei und betritt dumpf die Bühne. Blitze, Regen, Nebel... Der Vorhang öffnet sich und wir landen augenblicklich in einem Gasthof namens "The good Traveller".
Der Meister der dunklen Symbolik
Die Lust, die Mauern der Gewissheit unserer materiellen Welt einzureißen, ist dem Genre der Gruselgeschichten vorbehalten. Edgar Allan Poe, Stephen King... Meister der dunklen Symbolik. Der Abend beginnt also im besagtem Gasthof. Geboten werden soll ein spannender, doppelbödiger und mit einer Prise Humor garnierter Thriller. Eine komplizierte Mischung verspricht da die Regie.
Und tatsächlich: Es beginnt unbeschwert. Es macht Spaß, der heiteren und unbekümmerten Darstellung von Angela Jackermeier als Wirtin zu folgen. Ihr gelingt eine direkte Exposition. Von Anfang an bricht sie die vierte Wand der Illusion und spielt direkt mit dem Publikum. Ein guter Zug, den sie charmant meistert.
Ich suche nach dem Tabubruch. Des Teufels Werk in einem geweihten Haus. Es erscheint mir mutig, sich in einem Pfarrzentrum dem Wesen des Bösen anzunähern. Normalerweise sind Plätze solcher Fantasien verlassene Orte, Ruinen, Burgen, Friedhöfe, Stätten des Verfalls, der Auflösung. Orte, an denen Normen und Ordnungen sich dem Chaos des Unbegrenzten nähern. Kann das gut gehen in einem Gotteshaus?
Ich suche nach dem Schrecken. Wir entnehmen den Worten der Wirtin, dass das Böse herrscht im Hause des Henkers: Noch Jahre nach dem Tod des bösen Richters, der einst dort wohnte,' wird es noch immer von dessen Geist beherrscht. Viele Menschen ließ er hart verurteilen und hängen. Der Student Malcolm Malcolmsen quartiert sich in den alten Gemäuern ein, in denen der Richter und seine schändlichen Taten noch immer allgegenwärtig sind. Innerhalb von drei Monaten will er sein Studium der Mathematik abschließen. Die Wirtin versucht ihn vom Einzug abzuhalten, doch der etwas in die Jahre gekommene Student glaubt an keinen Teufel. Zu genau kennt er seine Logarithmen. Thomas Ecker spielt ihn als modernen Schlaumeier, der sich intensiv mit seinen Büchern beschäftigt. Allmählich nähert er sich dem Unnahbaren, um am Ende selbst gerichtet zu werden...
Ein solches Stück auf die Bühne zu bringen, birgt große Gefahren: Schnell kann das Spiel albern oder unglaubwürdig wirken, ins Lächerliche abgleiten, denn die Vorbilder aus dem Kino sind übermächtig. Francis Coppolas Dracula, Frankenstein, Omen l, Omen II...
Wie schafft das Theater Nikola das Kunststück, nicht den Klischees zu unterliegen? Die beiden Hauptdarsteller überzeugen durch den Charme ihres Spiels und durch ihre Spielfreude. Thomas Ecker zeichnet seine Figur gekonnt und plastisch. Sein bemerkenswert klarer Umgang mit der Sprache verleiht der Figur Glaubwürdigkeit. Jackermeier setzt ganz auf ihren Charme und auf ihre Natürlichkeit, die ganz aus ihr heraussprudelt.
Mehr Schrecken bitte, Herr Ecker!
Wie geschickt sie im Verlauf des Stückes immer mehr die Handlung auf der Bühne verstrickt, Malcolmsen verführt und ihn zum Opfer werden lässt. Es macht Vergnügen, ihr zuzusehen, wie sie findig die Figuren wechselt, mal ist sie Haushälterin, mal Gastwirtin, mal erotisch, mal skurril.
Mehr Schrecken bitte, Herr Ecker! Manchmal hätte man sich die Abgründe etwas deutlicher gewünscht. Wir alle fahren durch die Dimension des Hörbaren und des Fühlbaren auf dem Highway des Lebens. Dunkel. Der Vorhang öffnet sich. Großer Applaus. Bravo.
Sven Grunert
(Der Autor ist Intendant des kleinen Theaters Landshut)