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Späte Gegend

 

Wochenblatt vom 21. Oktober 2009

Zwei starke Frauen in einem spannenden Stück Zeitgeschichte

Gisela Fiori führt bei „Späte Gegend" erstmals Regie im Theater Nikola

Ein lebendiges Stück österreichischer Zeitgeschichte, spannend erzählt von zwei alten Frauen sehr verschiedener Herkunft, bringt das Theater Nikola im Oktober auf die Bühne. Das „ferne Land", die Gegend in der alles später reift und manches überhaupt nicht, ist für die Autorin des Stücks, Lida Winiewicz, das Mühlviertel, nur eine Autostunde von St. Polten entfernt - und die Grenze zu Bayern ist auch nicht weit.

 

 Wochenblatt Vorschau Spaete Gegend

Lisa Gusel (rechts) und Gabi Llchtenecker sind ab 24. Oktober
in Gisela Fioris Inszenierung von Lida Winiewiczs „Späte Gegend"
im Theater Nikola zu sehen.    Foto: LW
 

Und so ähnelt das Leben der Bäuerin, der älteren der beiden Frauen, nicht nur auf den ersten Blick dem der Verfasserin von „Herbstmilch". Auch ihr praktischer Hausverstand und ihre Sicht der „größeren" Dinge erin¬nern an Anna Wimschneider, die bäuerliche Autorin aus der Pfarrkirchener Gegend.

Ganz anders die etwas jüngere Städterin, eine Wienerin und ehemals „höhere Tochter" mit jüdischen Wurzeln. Sie lebte stets näher an den politischen Entwicklungen und „wurstelte sich durch", wobei ihr je nach Lage ihre Französisch- und Englischkenntnisse zugute kamen in Zeiten, wo noch mittels Karteikästen statt Computerdateien über Menschenschicksale entschieden wurde.

Regie bei diesem Stück führt Gisela Fiori, die sich für den Stoff „aus Altersgründen" besonders interessiert und „schon lang einmal mit Lisa Gusel vom Theater Nikola etwas machen wollte". Lisa Gusel kommt als Idealbesetzung für die Bäuerin, so Fiori, gleich nach Ruth Drexel, der 2008 verstorbenen Intendantin des Münchner Volkstheaters und Mentorin Fioris.

Dialogpartnerin von Lisa Gusel ist Gabi Lichtenecker als Städterin. Sie hat vor vielen Jahren bereits beim Theater Nikola Landshut gespielt und ist mittlerweile bekannt als außerordentlich talentierte und spielfreudige Komödiantin beim Festspiel der Landshuter Fürstenhochzeit.

Premiere des Stücks ist am Samstag, 24. Oktober, um 20 Uhr. Weitere Aufführungen finden am 30. und 31. Oktober sowie 6. und 7. November jeweils um 20 Uhr, am 8. November (geänderter Beginn: 16.00 Uhr) sowie am 13. und 14. November 2009 wieder jeweils um 20 Uhr im Pfarrzentrum St. Nikola in Landshut statt.

Karten sind über die Ticket-Hotline 0871/54278, im Vorverkauf bei der Hochnederschen Buchhandlung in der Rosengasse 351 in Landshut oder an der Abendkasse erhältlich.

 

 

 Landshuter Zeitung vom 13. Oktober 2009

„Boulevard interessiert mich nicht“

Interview mit Gisela Fiori, die am Theater Nikola Regie in „Späte Gegend“ führt

Das Theater Nikola bringt mit „Späte Gegend" - Reisebericht aus einem fernen Land", ein Stück der österreichischen Autorin Lida Winiewicz auf die Bühne. Regie führt erstmals im Theater Nikola Gisela Fiori, Chefin der Tanzschule Peterhansl und erfahrene Theaterfrau.

Landshuter Zeitung:

Was ist eigentlich aus dem Comoedi-Spiel Landshut geworden, das sich aus der Ergoldsbacher Laienspielbühne entwickelt hat und dem Sie lange verbunden waren?


Gisela Fiori:

Das Comoedi-Spiel lebt schon noch, aber es schläft. Es ist ein Konstrukt, das immer aufwacht, wenn jemand auf die Idee kommt, etwas zu machen. Dann wird es aus der Kiste geholt. Inzwischen ist es schwierig geworden, die Leute, die in alle Winde verstreut sind, zusammenzuholen. Da kann man nicht mehr regelmäßig produzieren.

 Gisela Fiori

Neben Fernsehauftritten („Kaiser von Schexing", „Zur Freiheit", „Cafe Meineid " - d. Red.) haben Sie auch am Münchner Volkstheater mitgewirkt, während der Intendanz von Ruth Drexel.

Ja, in drei Theatersaisonen hintereinander. Ich hatte Rollen in „Liebe und Magie in Mammas Küche" von Lina Werthmüller, „Italienische Nacht" von Ödön von Horvath und „Der Drache" von Jewgenji Schwarz, mit dem wir auch zu einem Gastspiel in Russland waren. Daneben und danach war ich Choreografin in verschiedenen Volkstheater-Produktionen. Für Ruth Drexel war es recht praktisch, gleichzeitig eine Schauspielerin und eine Choreografin zu haben.

Wie sind Sie mit ihr zurechtgekommen?

Man hat sie nehmen können müssen. Sie war ein Arbeitstier und mochte ihre Leute gern, auch wenn sie manchmal grob zu ihnen war. Ruth Drexel war ein besonderer Mensch und eine Super-Schauspielerin. Rollen wie die der „Mama" im „Bullen von Tölz" im Fernsehen wurden ihr nicht gerecht, da wurde sie nur auf ein paar ihrer populären Eigenschaften reduziert. Sie war eine sehr vielschichtige Person.

Auch später hat man Sie wieder ans Volkstheater geholt....

Ja, unter Hans Christian Müller, dem glücklosen Intendanten. Ich! wurde gebeten, auf einer Deutschland-Tournee für die erkrankte Marianne Lindner einzuspringen. Also war ich drei Monate in ganz Deutschland unterwegs mit Heien Vita und Ilja Richter mit „Altweibersommer", was sehr interessant! war. Inzwischen ging in München das Volkstheater den Bach runter. Da verloren wir praktisch die Bodenstation. Als Ruth Drexel dann noch einmal das Ruder übernahm, landete sie einen todsicheren Coup mit „Der verkaufte Großvater" mit Hans Michael Rehberg. Da war das Theater voll, und sie konnte wieder anfangen. Leider war die zweite Intendanz von Ruth Drexel zeitlich begrenzt, und ihr Nachfolger Christian Stückl setzte mit großem Erfolg auf „radikal jung".

In „Späte Gegend" des Theaters Nikola führen Sie die Regie. Hätten Sie nicht Lust gehabt, selbst eine der Rollen zu übernehmen?

Da wäre nur die Rolle als Bäuerin in Frage gekommen - und die spielt Lisa Gusel mit Bravour. Ich kann keine Wiener Patrizierdame spielen, dafür muss man ein Typ wie Gaby Lichtenecker sein, die diese Rolle übernommen hat. Ich mache auch lieber Regie, als selbst zu spielen, weil man da zuschauen kann, und es liegt mir mehr, weil man das, was man im Kopf hat, mit Hilfe anderer umsetzen kann. Aus meiner Erfahrung als Schauspielerin interessiert es mich aber nicht, wenn ein Regisseur meint, man müsse alles genauso machen wie er es sich vorstellt und vielleicht dem Schauspieler sogar vorspielt. Da finde ich es besser, wenn man die Figur zusammen mit dem Regisseur entwickeln kann. Ich will etwas aus den Schauspielern herausholen, in denen steckt mehr als in mir. Ich würde aber nie ein Boulevard-Stück inszenieren, außer ich könnte es so gut wie die Amerikaner. Boulevard interessiert mich nicht.

In „Späte Gegend" geht es um die Vergangenheitsbewältigung zweier sehr unterschiedlicher Frauen, die das Dritte Reich er- und überlebt haben. Wie nahe ist Ihnen dieser zeitgeschichtliche Hintergrund?

Unsere Eltern haben uns nichts erzählt. Ich kenne das Dritte Reich nur aus der Volkshochschule. Der Geschichtsunterricht hat bei uns in der Weimarer Republik aufgehört. Ich habe mich erst als Erwachsene darüber informiert. Abgesehen von einer Aufklärungswelle mit brutalen KZ-Filmen wurden wir nie mit persönlichen Erfahrungen konfrontiert.

Das Stück lebt vom Dialog beziehungsweise Monolog zweier Frauen. Welche Rolle spielen denn die Männer darin ?

Männer kommen nur in den Erinnerungen der beiden Frauen vor. Den Sepp, von dem die Bäuerin spricht, mag ich richtig gern. Weil sie zu strahlen beginnt, wenn sie von ihm spricht, obwohl er gar kein Held war, nicht viel redete und sie eigentlich alles managte.

Worin bestand die Herausforderung dieser Inszenierung ?

Schwierig ist es, weil sich die Leute in dem Stück, das relativ statisch ist, über lange Zeit auf eine Bank als Spielort konzentrieren müssen. Das ist für mich Neuland, weil ich sonst immer viel mit Bewegung und Musik zu tun hatte, bei allem was ich gemacht habe. Hier ist man sehr auf den Text zurückgeworfen und auf subtile Äußerungen. Die beiden Frauen sind auf den Bahnhof gegangen, um sich mit sich und den Gleisen zu beschäftigen. Das macht es schwierig, die Spannung aufrechtzuerhalten. An sich sind es zwei Mo-

nologe, die unabhängig voneinander sind. Spannend ist, wie sich während des Stücks doch Berührungspunkte ergeben. Diese zwei Frauen mit unterschiedlicher Herkunft kommen nicht einfach so zusammen und freunden sich an, dafür sind sie viel zu weit voneinander entfernt. Im Grunde interessiert sich keine der beiden für das Leben der anderen. Manchmal redet eine nur so vor sich hin. Es gibt aber eine ganz zarte, langsame Annäherung, und das ist sehr schön.

Im Bühnenskript ist der Ort der Handlung nicht definiert. Warum haben Sie den Spielort auf einen Bahnsteig verlegt ?

Ich wollte, dass der Ort, an dem die beiden Frauen sich befinden, auch etwas über sie aussagt. Durch ihren unterschiedlichen Stand wären sie wohl kaum in einem Cafe zusammengekommen. Sie befinden sich auf dem kleinen Bahnhof eines kleinen Kurorts. Die beiden warten aber nicht auf einen Zug. Die Bäuerin geht hin, weil man auf den Schienen heimkommen, die Städterin, weil man auf ihnen fortkommen kann. Sie gehen einfach „Bahnhof schaun" - aus Heimweh oder aus Fernweh. Der Ort ist nicht schön, sagt aber viel aus.

Können Sie sich vorstellen, dass Sie am Theater Nikola auch einmal eine Rolle übernehnmen ?

Ich glaube nicht. Die haben dort sehr gute Darsteller, und ich will mich nicht hineindrängen. Es kommt auch darauf an, was sie in Zukunft so machen. Außerdem habe ich ja immer noch meine Tanzschule zu leiten, wenngleich ich mich aus dem aktiven Unterricht ziemlich zurückgezogen habe.

Das Gespräch führte Rita Neumaier.

 Landshuter Zeitung vom 2. Oktober 2009
 

Von Ruth Drexel gelernt

Das Theater Nikola spielt „Späte Gegend" von Lida Winiewicz

 

Von Rita Neumaier

Die nächste Inszenierung der renommierten Laienbühne Theater Nikola ist „Späte Gegend" von Lida Winiewicz. Regie führt Gisela Fiori. Die 69-Jährige verfügt über eine langjährige Regieerfahrung beim Landshuter Comoedi-Spiel. Als sporadisches Ensemblemitglied im Münchner Volkstheater hat sie sich einiges bei dessen ehemaliger Intendantin, der verstorbenen Ruth Drexel, abgeschaut.

 

ChristineLisaGisela

"Späte Gegend" als Frauentheater durch und durch: Christine Lichtnecker (links) spielt die Rolle der Städterin, Lisa Gusel ist die Bäuerin und Gisela Fiori führt Regie

 

Für Gisela Fiori ist es die erste Zusammenarbeit mit dem Theater Nikola, zu dem sie viele Freundschaftliche Kontakte pflegt. Mit „Späte Gegend" kam sie erstmals in Berührung, als sie am Münchner Volkstheater mitwirkte. Drei Theatersaisonen hintereinander spielte sie dort mit beziehungsweise wirkte als Choreografin. Mit Intendantin Ruth Drexel kam sie gut zurecht und ihre Arbeitsweise hat sie sehr geschätzt, „auch wenn sie manchmal recht grob zu den Leuten war." Drexel spielte in „Späte Gegend" selbst die Rolle der Bäuerin.

In dem Stück der 81-jährigen Wiener Autorin Lida Winiewicz begegnen sich zwei sehr gegensätzliche Frauen, die über ihr Leben sprechen und damit ein Stück Zeitgeschichte reflektieren: Eine Städterin, die zunächst sorglos und behütet als höhere Tochter einer jüdischen Wiener Beamtenfamilie aufwuchs und eben jene Bäuerin, die von Kind auf hart arbeiten musste - eine Paraderolle für die große Volksschauspielerin Ruth Drexel.

Gisela Fiori schaute sich das Stück mehrmals an und wurde ganz begierig darauf, es selbst zu inszenieren. Bei der Rolle der Bäuerin habe sie sofort an Lisa Gusel gedacht, sagt sie. Schwieriger sei es gewesen, die Rolle der Städterin zu besetzen, die schon vom Äußeren mit ihr kontrastieren sollte. Die hochgewachsene, elegante Gaby Lichtnecker könne obendrein riesige Mengen an Text in Lichtgeschwindigkeit lernen. Was wichtig sei bei einem Stück, das ausschließlich vom Dialog lebt. „Späte Gegend" hat laut Fiori einige Tücken. „Der Schluss kann sehr deprimierend sein." Das gelte es abzumildern mit feiner Ironie, ohne dass es gleich ein Happy End geben müsse.
Eine andere Sehwierigkeit war die des Ortes, an dem sieh die beiden Frauen begegnen, die kaum etwas miteinander verbindet und die sich auch nicht richtig näherkommen. Ein fiktiver Bahnhof schien für Gisela Fiori schließlich die geeignete Kulisse zu sein. Dieser wird akustisch in Szene gesetzt. Ansonsten sind es ausschließlich die beiden Frauen auf einer Bank, die das Stück dominieren.
„Späte Gegend" sei ursprünglich als Erzählung und Monolog veröffentlicht worden, im Stil der Lebenserinnerungen etwa von einer Anna Wimscheider, sagt Gisela Fiori. Für eine bühnengerechte Bearbeitung kam später die Rolle der Städterin hinzu.
Ihr Beruf als Tanzschulenleiterin erlaubte Gisela Fiori die gelegentlichen Ausflüge ins Bühnenleben und ins Fernsehen. So war sie unter anderem im „Forsthaus Falkenau" und im „Kaiser von Schexing" zu sehen. Inzwischen hat sie die Leitung des "Le Bai" größtenteils abgegeben, was ihr die Regiearbeit ermöglicht, die sie am meisten reizt. „Ich will etwas aus den Schauspielern herausholen, in denen steckt mehr als in mir", sagt sie.