Das Oktoberfest ist vorbei, Dirndl und Lederhosen hängen wieder im Schrank. In den Kindergärten ist das Bairische vom Aussterben bedroht. Der Untergang unseres Bayernlands steht kurz bevor. Nicht so auf der Bühne des Theater Nikola: Da hat Tracht und bayerische Lebensart zur Premiere am Samstag Nachhaltigkeit bewiesen. Nach dem Erfolg der Vorstellungen von „Spectaculum Bavariae" 2015 gibt es jetzt die Fortsetzung. Das Regieteam Mathias Paintner und Karlheinz Attenkofer verwob diesmal geschickt Szenen aus Michael Altingers „Altbayerisch für Einsteiger" und Texteaus Michi Ehbauers „Baierischer Weltgeschichte" mit einer tragenden Rahmenhandlung. Damit legte die Regie für die 21 Darsteller das Fundament für eine großartige Ensembleistung, die einen weiteren „Weißen Löwen" (Heimatpreis Niederbayern) verdient hätte. |
Hand aufs Herz fürs Land der Bayern! Karlheinz Attenkofer, Josef Reindl und Rainer Weiher (von links) sehnen sich nach König Ludwigs Zeiten zurück
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Wie bei einer ordentlichen Stammtischrunde kam bei den Wirtshausbesuchern (Karlheinz Attenkofer, Josef Reindl und Rainer Weiher) gleich nach Brezen und Weißwurst die Lokal-Politik unters Messer. Der Nockherberg ließ grüßen. Munter wurden Denkmalschutz, Kulturstreitigkeiten und die Rathausbesetzung derbleckt. Weil nicht weiter tatenlos zugeschaut werden konnte, was aus dem schönen Bayernland und Landshut im Besonderen so geworden ist, musste König Ludwig in all seiner majestätischen Herrlichkeit aus seinen Fluten wiederauferstehen. Schließlich könnte nur er das Moserbräu in ein kleines Luftschlösserl verwandeln! Natürlich bräuchte der leibhaftig erschienene „Kini" dann eine passende Unterkunft. Das Birkenfeldzimmer in der Residenz schien da eher ungeeignet. Im Rathaus gegenüber regiert ja quasi grad ein Habsburger. Das kulturelle Programm zur Unterhaltung seiner Majestät machte weniger Probleme. Die Gruppe „Streichkaas" spielte zwar keine Wagner-Arien aber „fetzige Musi". Mit vielen feschen Madln im Dirndl beschwor der Erzählerchor kurzweilig die biblische Fortpflanzung der Menschheit herauf. Die ging recht ominös ohne Frauen von statten, nachdem der Kain den Abel kalt gestellt hatte. Die Beweisführung, dass der Niederbayer Noah mit seiner Tannenholz-Arche am End direkt vorm Ländtör an Land ging sorgte für Aufklärung und Heiterkeit. Wie der kleine David den Goliath umgeschmissen hat, war bekannt ob David vielleicht doch ein „Preiß" war, blieb dahingestellt. Der „Kini" schien zufrieden mit seinen neuen Untertanen. Verständnisprobleme gab es dank den Übersetzungen der Dame von der Volkshochschule (Michaela Karl) keine. Hunger und Durst leiden musste das Premierenpublium auch nicht. Es gab Gratis-Brezen und frisch gezaptes Bier. Dem Theater Nikola ist wieder mal ein rundum gelungener Abend geglückt: zünftig, bayrisch, kurzweilig und unterhaltsam. Es leben also der König und die Tradition! Und wer weiß, vielleicht gibt es ja noch eine weitere Fortsetzung. Schön wäre es. -hip-
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